Kulturrevolution für Wiener Schulen
von Andreas Anzenberger
Die Wiener VP drängt auf weitgehende Reformen im Regelschulsystem. "Es bedarf einer Kulturrevolution", ist VP–Gemeinderat Andreas Salcher überzeugt. Als Vorbild für die Umwälzungen sieht Salcher allerdings nicht das Kommunistische Manifest, sondern das Begabtenförderungsmodell der Sir–Karl–Popper–Schule. Dort werden mit großem Erfolg neue Lern–Modelle ausprobiert.
Seit der Gründung der Sir–Karl–Popper–Schule vor sieben Jahren werden regelmäßig Evaluierungen durchgeführt. Zuletzt wurde die Schule im Dezember 2004 von hagen consult durchleuchtet. VP–Schulsprecher Walter Strobl ist überzeugt, dass viele Methoden, die in der Popper–Schule mit Erfolg ausprobiert wurden, auf das Regelschulsystem übertragen werden können: "In der Popper–Schule hat der Direktor die Möglichkeit, sich die Lehrer auszusuchen." Das führt dazu, dass nur hochmotivierte Lehrer zur Begabtenförderung zugelassen werden. Die Folge ist laut Studie ein "auffällig positives" Verhältnis zwischen Lehrern und Schüler. Strobl wünscht sich daher auch für das Regelschulsystem ein Mitspracherecht des Direktors bei der Auswahl der Lehrer.
Feedback
Besonderes Lob gab es für die Feedback–Bogen der Popper–Schule. Die Schüler haben die Möglichkeit, ihre Lehrer und den Unterricht zu bewerten. Laut Studie sind die Feedback–Bögen ein "Instrument des Abbaus von Distanz und Konflikt". Durch die Möglichkeit, unbefangen Lob oder Kritik ausdrücken zu können, "kehrt sich die gewohnte Schul–Hierarchie um".
Salcher hält es daher für sinnvoll, auch im Regelschulsystem Feedback–Bögen einzuführen: "Es geht dabei nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine Qualitätsverbesserung." Man sollte daher rasch entsprechende Pilotprojekte starten.
Lediglich in zwei Bereichen ist die Popper–Schule als Vorbild ungeeignet. Die Untersuchung hat ergeben, dass es sowohl beim Musikunterricht als auch beim Sport–Angebot Defizite gibt. Das Argument, Derartiges habe an einer Begabtenschule nichts verloren, lässt die Studie nicht gelten.