31.05.2024

Literarischer Stadtspaziergang der 8C

Spaziergang nach dem Goethe-Denkmal im Jahre 2024 [1] – Die kürzere, ungefährliche, wenngleich ebenso abenteuerliche Routen-Alternative für Johann-Gottfried-Seume-Fans

Ein Beitrag von Paula Gokl und Paula Weszeli

Spaziergang gefällig? „Ja“ sagt die Promenadologie (auch Spaziergangswissenschaft oder englisch Strollology genannt), „ja“ sagen die PhilosophInnen (genauer gesagt die PeripatetikerInnen) und „ja“ sagt auch die Literatur. Ebenfalls „ja“ haben auch wir, die 8C, gesagt und am 19. April 2024 im Rahmen des Deutschunterrichts mit Fr. Prof. Kos unseren ersten literarischen Stadtspaziergang gemacht.

Treffpunkt und Ausgangspunkt war die Staatsoper, bis zu der Google Maps und andere Routendienste alle sicher und (fast) pünktlich gebracht haben. Danach hat Fr. Prof. Kos die Führung übernommen, zuerst zur Kapuzinergruft. Besichtigt haben wir die Gräber aber nicht, stattdessen durften wir eine Runde „Eins, zwei oder drei“ spielen – nur mit vier Antwortmöglichkeiten. Gefragt war unter anderem, welcher Wiener Autor psychologische Romane geschrieben hat (Antwort bitte beim eigenen Stadtspaziergang erfragen, aber nur als Hinweis: Kafka war kein Wiener). Nach einer ersten „kulinarischen“ Stärkung (AchtklässlerInnen müssen gelegentlich mit vielen Zuckerln motiviert gehalten werden) ging es weiter zum Michaelertor. Um dann ein bisschen literarischer zu werden, haben wir das Fehlen des Cafés Griensteidl bedauert und sind anschließend weiter zum Café Central. Auch wenn wir nicht im Kaffeehaus waren, sondern nur davor, konnten wir dort der Kaffeehausliteratur näherkommen.

Danach sind wir zum Burgtheater weiterspaziert und haben im Rathauspark die schönsten Bänke okkupiert (sogar in der Sonne). Mit Blick auf das Burgtheater haben wir etwas über die Büsten an der Burgtheaterfassade erfahren. Dann war auch schon große Essenspause. An dieser Stelle großen Dank fürs Backen (und Herumschleppen) der superguten Kekse! Anschließend haben wir in Kleingruppen präsentiert, was uns nach vier Jahren Oberstufendeutschunterricht mit Fr. Prof. Kos in Erinnerung geblieben ist. Das Ergebnis: Reigen, Faust, Bahnwärter Thiel und sogar der Besuch der alten Dame (5. Klasse!) haben ihre Spuren hinterlassen. Außerdem gab es eine kleine (getanzte) Alphabetwiederholung und eine etwas andere Art der Kaffeehausliteratur (Georg Danzer, „Jö schau“ – Café Hawelka), eine Hommage an die musikalischsten fünf Minuten (die sogenannte Half Time Show) unserer Deutschstunden.

Nach einem Abstecher zum Theater in der Josefstadt ging es in Richtung Volkstheater – aber nur „in Richtung“. Etwa auf halbem Weg haben wir nämlich die gefährliche Bekanntschaft der Kombination Klo und Spielplatz gemacht und konnten uns erst nach langem, erbittertem Kampf aus den Krallen des Weghuberparks befreien. Gleichzeitig haben wir auch ganz nebenbei bewiesen, dass wir eindeutig die Reife, die wir wenige Wochen später bei der Matura unter Beweis stellen sollten, jetzt schon erreicht hatten. Auch (beinahe) Volljährige haben schließlich einen Spieltrieb (siehe Fotos)!

Beflügelt von unserem Entkommen konnten wir dann endlich zum Volkstheater weiterspazieren. Von dort ging es weiter zum Heldenplatz, dessen gleichnamiges Theaterstück zwar eigentlich im Burgtheater aufgeführt wird, deswegen aber inhaltlich für uns nicht weniger interessant war. Karten für das vierstündige Stück wollten wir jedoch nicht kaufen, da war uns der Abend (zum Lernen für die Matura, natürlich!) zu kostbar. Wir durchquerten noch den Burggarten und als krönenden Abschluss richteten wir Goethe einen Gruß von seinem Doppelgänger in Weimar aus, den wir im November auf unserer Reise dorthin kennengelernt hatten.

Müde, aber sicher klüger als in der Früh, beendeten wir so unseren Spaziergang. Nicht ohne aber festzustellen, dass mit den richtigen Leuten, der richtigen Lehrerin und genügend Essen so ein literarischer Spaziergang durchaus Wiederholungs-Potential hat!

[1] In Anlehnung an Johann Gottfried Seumes „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“, einen Reisebericht über eine Reise, die alles andere als ein Spaziergang war