Die 8D auf literarischem Stadtspaziergang
Am Donnerstag, den 7.11., machten sich aufmerksame Literaturfexe auf einen literarischen Stadtspaziergang auf – Motto: »Siehe da, wer hätte das gedacht.«
Ein Beitrag von Philip Pecoraro
Bei neblig kalter Stadtstimmung (Anspielung an Kafkas Prag? Eher an Kafkas Prag im Nebel!) galt es einiges zu erkunden: Beginn beim freundschaftlichen Spezldenkmal zweier Dichterkollegen (Kehlmann und Klenk), anschließender Diskurs über die Werksbilanz. Und ja: natürlich waren es nicht Kehlmann und Klenk, sondern Schiller und Goethe.
Weiter ging es zum Heldenplatz (ein Bernhard-Zitat) mit anschließender Stippvisite vor dem Volkstheater mit kleiner Thomas-Bernhard-Werkseinführung. Kurzes Streitgespräch über das kontroverse Stück – Erinnerung an die Tiermistablageaktion vor dem Burgtheater. Kritische Theaterbesucher planen mitunter ähnliches, die Burg atmet dennoch auf; derzeit Kuhmistknappheit.
Dann der Schocker: lange Schlangen in der Innenstadt! Feuer im Sisi-Museum? Hamsterkäufe nach tschechischen Atomtests in Retz? Nein, harmlos. Café-Zentral-Besucher. Den besten Kaffee Österreichs zum fairen Preis, freundlich serviert, kurze Wartezeit. Bodenständige Tradition, fernab vom Touristenkitsch – das gibt es nur hier. Daher die lange Schlange. Dann Burgtheater, Statuenbeschau. Schiller, Goethe, Shakespeare zieren die Ballustrade. Ganz schick, jedoch der allgemeine Tenor: Köhlmeier fehlt. Abschließend Abschlusskundgebung am Graben.
Fazit der Besichtigung: Wiens Literaturwelt lebt! Florierende Schreiberlinge mit Kohlestückchen kritzeln emsig Sonette auf Kassenbelege, Pensionisten rezitieren Goethe. OSZE und UNO können aufatmen, Ballhausplatz und Parlament jubeln. Österreich ist eine Literaturrepublik - ihr Recht geht von den Literaten aus.